Bologna und die Folgen für die Studenten
Bologna und die Folgen für die Studenten
In den Medien wurde ein wohlwollendes Bild vom "Bildungsstreik" gezeichnet. Auch die Studenten sind zufrieden, schließlich wurde ihrem Protest die geforderte Aufmerksamkeit zuteil. Im Hintergrund blieben aber die eklatanten Probleme bei der Verwendung der Studiengebühren und der Umsetzung des Bachelor-Master-Systems.
Die Studenten hätten dabei aber genügend Ansatzpunkte für ihre Kritik. Wenn man sich anschaut, wofür beispielsweise in Göttingen die Studiengebühren verwendet werden, scheint es, als wüsste man gar nicht so recht, wohin mit dem ganzen Geld.
Da beantragt ein Juniorprofessor bei der Sozialwissenschaftlichen Fakultät 772 Euro der Studiengebühren für ein Büfett im Rahmen eines Mentorenprogramms. Ein Soziologe beantragt für eine Exkursion in Hannoveraner und Kasseler Problemviertel Fahrtkosten in Höhe von 752 Euro, dabei können die Göttinger Studenten sowohl nach Kassel als auch nach Hannover mit dem Semesterticket kostenlos fahren - nur eben nicht mit dem ICE.
Besonders drastisch sind die Probleme beim Bachelor-Master-Übergang von Lehramtsstudenten. In Zeiten vom Lehrermangel erlauben sich die Universitäten ausufernde Curricula sowie derartig unterschiedliche Bachelor-Ordnungen, dass der Bachelor-Abschluss aus einer Stadt nur im Ausnahmefall problemlos in einer anderen Uni zum Master-Studium berechtigt. Die Studentenschaft hat es im Bildungsstreik versäumt, die aktuellen Missstände auf den Punkt zu bringen.
Das Traurige an der Situation ist, dass die bedeutsamen Probleme an der Öffentlichkeit vorbeigegangen sind. Mit der Erhebung der Studiengebühren und Missmanagement an den Hochschulen werden in Deutschland weniger zahlungskräftige angehende Studenten abgeschreckt. Gleichzeitig wird die Studiendauer von aktuellen Studenten unnötig verlängert.
In Zeiten von Lehrermangel und einer Volkswirtschaft, die unter dem Fehlen von Fachkräften leidet, sind Schlampereien in der Hochschulbildung eine teure Angelegenheit.